Wer könnte die Frage besser beantworten als eine Bibliothekarin, die gleichzeitig Kriminalromane schreibt. Kriemhild Buhl ist Diplom-Bibliothekarin, und unter dem, nunja, Pseudonym „Krimi Buhl“ hat sie Krimis geschrieben.
Ihr Roman „Eiskalte Bescherung“ spielt in einer fiktiven Großstadtbibliothek. Die neugierige und vorwitzige Bonni Wassermann ist dort seit Jahren als Reinigungskraft angestellt. Als nach einer Weihnachtsfeier eine der Bibliothekarinnen ermordet wird, geht sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Wulf, Kriminalinspektor der Stadt, auf Verbrecherjagd. Wie weit ist jetzt der Kreis der Verdächtigen zu ziehen? Kann, so fragt sich Bonni, überhaupt eine/r der Beschäftigten als Täter/in in Frage kommen? Denn es ist doch so:
Büchereiangestellte sind brave Leute, keine Mörder … Sagen Sie doch selbst: Was sind das für Leute, die sich im Zenit ihrer Sturm- und Drangzeit dafür entscheiden, ein Leben lang Zettel zu sortieren, Bücher von A nach Z zu tragen und das Spatium hinter dem Punkt sehr sehr ernst zu nehmen? Kann jemand Chaos verbreiten – und Mord ist Chaos … -, den Ordnung, den die Sicherheit eines städtischen Pöstchens … befriedigt?
In der Folge wird ein Panoptikum skurriler Bibliotheksangestellter ausgebreitet. Das beginnt bereits bei Bonnis Vorstellungsgespräch, in dessen Verlauf sie vom Bibliotheksleiter gefragt wird:
Und welches Gebrechen führt Sie zu mir? Standesdünkel? Weltflucht? Oder Missioniereifer?
Schließlich zeigt sich, dass mehr als eine der in der Bibliothek beschäftigten Personen einen guten Grund für den Mord gehabt hätte. Und ja, Büchereiangestellte können zu Mördern werden.
Der Roman ist erstmals 1995 erschienen. Es hat sich seither einiges verändert. In den Bibliotheken sowieso, soweit es die Technik angeht. An einer Stelle überlegen Bonni und Wulf, ob ein spitz zugefeilter Stab zum Nadeln der Lochkartei als Tatwaffe geeignet ist.
Aber es haben sich seither auch deutliche gesellschaftliche Veränderungen vollzogen. Denn Bonni ist als Reinigungskraft selbstverständlich noch fest und direkt bei der Bibliothek angestellt, also der Stadt. Das war zu Beginn meiner Berufstätigkeit vergleichbar auch in meiner Bibliothek der Fall. Leider genauso selbstverständlich sind heute überall die Reinigungskräfte an Fremdfirmen outgesourct.
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