Ist Euch das eigentlich klar? In den Büchern, die Ihr arglos verleiht, geschehen ständig Dinge, die bei Euch verboten sind! Die Protagonisten der Bücher machen, was sie wollen und kümmern sich keinen Deut um Eure Benutzungsordnungen. Hier drei Beispiele.
Walter Moers lässt Hildegunst von Mythenmetz, den Ich-Erzähler seines Buchs „Ensel und Krete – ein Märchen aus Zamonien“, gestehen:
Mir gegenüber, auf der langen Fensterbank aneinandergereiht, steht meine Referenzbibliothek … Dort befindet sich auch das Zamonische Namensregister. Zwei Bekenntnisse: Ja, ich entlehne ihm gelegentlich die Namen meiner Romangestalten, und ja, ich habe es aus der öffentlichen Bibliothek entwendet, denn es ist nicht im Buchhandel erhältlich.
Gibt es etwas schlimmeres, als Bücher aus der Bibliothek zu klauen? Gibt es, nämlich das, was Maxwell anstellt, der Protagonist in Matt Ruffs Roman „G.A.S. – Die Trilogie der Stadtwerke“:
Irgendwie schlug er sich durch. … Maxwell [hatte] mittlerweile sogar eine Art Beruf für sich gefunden – unbezahlt zwar, aber befriedigend, ja geradezu faszinierend.
Er verstellte Bücher in öffentlichen Bibliotheken.
Und zwar vor allem Bücher, in denen erotische Bilder enthalten sind.
Während Walter Moers‘ Erzähler möglicherweise noch leise Skrupel ob seines Diebstahls empfindet, kennt Markus Cheng, der Held in Heinrich Steinfests Roman „Ein sturer Hund“, so etwas nicht:
Cheng hatte [das Buch] vor einiger Zeit aus der Stadtbücherei entliehen und später vorgegeben, es verloren zu haben. Einfach aus dem Grund, da er keinen Band auf dem freien Markt hatte auftreiben können. Daß sein Vorgehen unkorrekt war, nahm er gelassen hin. Reuelos.
Liebe Stadtbibliotheken, wäre es nicht vielleicht besser, solche Stellen in Euren Beständen zu schwärzen? Bevor sie als Handlungsanleitung aufgefasst werden?
[Und wer zum echten Tatort Bibliothek alles wissen möchte, liest hier weiter.]
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